Das endgültige Softwareprodukt wird vom Nutzer selbst erstellt und ist auf ihn zugeschnitten
Entwicklungsingenieure sind selten IT-Spezialisten; das Schreiben von Programmen gehört nicht zu ihren Aufgaben. Sie nutzen Software meist nur als Werkzeug, um neue Komponenten zu realisieren. Bis jetzt haben die Entwickler noch jeden Schritt manuell mit Hilfe von Programmen eingestellt: Geometrie, Optimierung, Netzumwandlung, Kostenberechnung. Diese aufeinander aufbauenden Arbeitsschritte erfordern jedoch einen hohen Abstimmungsaufwand, manchmal auch mit anderen Abteilungen. Es wäre ein großer Fortschritt, wenn die Ingenieure alle Schritte des Entwicklungsprozesses per Software automatisieren könnten. Und zwar sowohl innerhalb ihres eigenen Bereichs als auch abteilungsübergreifend. Den digitalen Werkzeugkasten für diese Zukunft des Engineerings bietet die Entwicklungsplattform Synera (früher ELISE).
Bei Synera schreiben die Ingenieure ihren eigenen Code - auch ohne tiefgreifende IT-Kenntnisse. Dabei nutzen die Ingenieure die Software, um Workflows zu erstellen, die genau ihren spezifischen Anforderungen entsprechen. Schließlich kennen sie diese selbst am besten. Nun können sie ihren Workflow direkt an diesen Anforderungen ausrichten. Dabei automatisieren die Anwender wiederkehrende Prozesse und sparen viel Zeit. Zugleich erhalten die Ingenieure deutlich mehr Varianten und Produktvorschläge. Die kreativen Aufgaben bleiben in diesem Prozess jedoch unverändert. Für diese haben die Entwickler nun deutlich mehr Zeit.
Damit die Nutzer ihren eigenen Workflow auf Synera zusammenstellen können, arbeitet die Plattform nach dem Low-Code-Prinzip. Ingenieure nutzen diese Sprache, um ihre Anwendungssoftware über grafische Benutzeroberflächen und Konfigurationen zu erstellen. Für diesen Ansatz stellt Synera ihnen eine Reihe von visuellen Werkzeugen zur Verfügung. Damit ist es allen Entwicklern möglich, ihre maßgeschneiderte Software mit einer einfachen grafischen Sprache zu erstellen. Sie benötigen nicht mehr die klassischen textbasierten Programmiersprachen, die vor allem IT-Spezialisten beherrschen. Synera gibt Ingenieuren die Fähigkeiten eines Programmierers, ohne dass sie IT-Spezialisten sein müssen.
Elemente dieser Plattform sind Kernstücke für alle Ingenieurdisziplinen. Synera bietet damit eine digitale Werkbank für verschiedene Funktionen wie Geometrie, Kostenberechnung, Mathematik- und Logikoperationen, 3D-Druck, FE-Simulation oder Parameteroptimierung während des gesamten Entwicklungsprozesses. Der Anwender steuert diese mit Hilfe von Komponenten, die er einfach durch Klicken und Ziehen bedient. So stellen sie sich ihren spezifischen Arbeitsablauf zusammen.
Diese Technologie beschleunigt und vereinfacht die Entwicklung erheblich. Bisher mussten die Ingenieure für jeden Arbeitsbereich eine eigene Software einsetzen. Zunächst wird die Geometrie mit dem CAD-Programm erstellt. Eine andere Software wandelt diese zum Beispiel in ein Netz um. Mit Synera hingegen ist der Übergang von einem Schritt zum nächsten nahtlos: Die Geometrie wird erstellt und sofort weiterverarbeitet - auf derselben Oberfläche und ohne die Anwendung zu verlassen. Alle weiteren Schritte des Entwicklungsprozesses sind ebenso einfach. ELISE bezeichnet den resultierenden Workflow als technische DNA, da er den Bauplan für ein technisches Produkt beschreibt. Er definiert also nicht mehr die Komponente selbst, sondern nur noch den Weg zu ihr. Dieser kann immer wieder automatisch durchlaufen werden - nach den Vorgaben des Entwicklers. Geänderte Rahmenbedingungen können so in kürzester Zeit zu einem neuen Ergebnis berechnet werden, wo früher lange Abstimmungsschleifen nötig waren.
Für den Entwicklungsprozess ist dieses Verfahren ein Wendepunkt: Die gesamte Entwicklung findet auf nur einer Plattform statt, wobei alle Schritte über die gemeinsame Low-Code-Programmiersprache kommunizieren. Und weil Synera offen ist, können auch proprietäre oder externe Anwendungen problemlos integriert werden. Anwender stellen sich so ihr eigenes, maßgeschneidertes Paket aus Programmen und Daten zusammen. Diese Automatisierung von Abstimmungsschleifen verkürzt die Entwicklungszeit enorm. Ein gemeinsames Projekt mit Hyundai führte beispielsweise zu 80 Prozent weniger Entwicklungszeit und gleichzeitig zu einem 47 Prozent leichteren Bauteil. Damit wird der Entwicklungsprozess mit Synera auch zu einem wichtigen Faktor für die Steigerung der Rentabilität und Innovationskraft von Unternehmen. Durch den Einsatz der Entwicklungsplattform können die Ingenieure nun endlich schneller, kostengünstiger und in höherer Qualität neue Produkte programmieren und herausbringen.